Ein Meinungsbeitrag von Hans-Jürgen Amtage
Die Schlagde war in Minden lange Zeit ein Ort mit großem Potenzial – und zugleich ein Sinnbild für eine verpasste Chance. Direkt an der Weser gelegen, an einem der attraktivsten Plätze der Stadt, diente dieser exklusive Raum über Jahrzehnte hinweg in erster Linie als Parkplatz. Wo Wasser, Weite und Aufenthaltsqualität möglich gewesen wären, bestimmten abgestellte Autos das Bild. Nicht Bewegung, nicht Begegnung, nicht Verweilen – sondern Blech.
Genau hier setzt die Neugestaltung der Weserpromenade an. Sie korrigiert nach langen Planungen und zig Gutachten eine Entwicklung, die den Fluss zwar in Sichtweite ließ, ihn aber faktisch vom städtischen Leben abkoppelte. Die Weser war Kulisse für parkende Fahrzeuge, nicht Mittelpunkt eines öffentlichen Raumes. Mit der Umgestaltung wird dieser Missstand nun behoben: Aus einer reinen Abstellfläche wird ein Ort mit Struktur, Atmosphäre und Aufenthaltsqualität. Wege, Sitzbereiche und klare Raumkanten ordnen den Bereich neu, öffnen den Blick auf das Wasser und laden dazu ein, diesen besonderen Ort bewusst zu nutzen – ja, zu erleben.
Die Lage an der Weser ist Teil der Identität der Stadt
Für eine Stadt wie Minden ist dieser Schritt von besonderer Bedeutung. Die Lage an der Weser ist kein Zufall, sondern Teil der Identität. Flüsse waren immer Lebensadern – wirtschaftlich, kulturell und sozial. Heute kommt eine weitere Dimension hinzu: Wasser ist Leben. Es sorgt für Abkühlung, für Ruhe, für Ausgleich. Gerade in Zeiten zunehmender Verdichtung und sommerlicher Hitze sind frei zugängliche Uferbereiche ein unschätzbarer Wert für die Lebensqualität. Dass Minden diesen Wert nun stärker in den Mittelpunkt stellt, ist ein klares Signal für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung.
Natürlich ist das Projekt nicht ohne Kritik geblieben. Der Wegfall von Parkplätzen, die Sorge vor Einschränkungen und die Diskussion um Kosten haben Teile der Bevölkerung verunsichert. Diese Einwände sind legitim und gehören zur Debatte. Umso höher ist der Mut der Verantwortlichen zu bewerten, die sich dennoch entschieden haben, diesen Schritt zu gehen. Erheblich finanziell unterstützt vom Land Nordrhein-Westfalen. Denn Stadtentwicklung bedeutet auch, Prioritäten zu setzen – und dabei nicht jedem kurzfristigen Wunsch nachzugeben, wenn langfristig ein Mehrwert für die gesamte Stadt entsteht.
Fluss wird ins Zentrum des städtischen Lebens gerückt
Einen der schönsten Orte Mindens weiterhin als Parkplatz zu nutzen, wäre letztlich die bequemere, aber auch die mutlosere Lösung gewesen. Die Entscheidung für die Weserpromenade ist das Gegenteil davon. Sie gibt den Raum den Menschen zurück und rückt den Fluss wieder ins Zentrum des städtischen Erlebens.
Am Ende wird sich zeigen, wie richtig dieser Weg ist – nicht in Diskussionen, sondern im Alltag. Wenn Menschen an der Weser sitzen, spazieren gehen, verweilen und ihre Stadt neu erleben, dann wird deutlich: Die Schlagde ist nicht länger Abstellfläche, sondern Lebensraum. Minden nutzt damit seine größte Stärke – die Lage am Wasser. Denn Wasser ist Leben.
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