Von Hans-Jürgen Amtage
In Minden stehen sich am kommenden Sonntag mit Kathrin Kosiek (CDU/29,6%) und Peter Kock (SPD/40,4%) zwei Pädagogen in der Stichwahl um das Bürgermeisteramt gegenüber – ein Gewinn für die demokratische Kultur der Stadt, könnte man meinen. Doch in den sozialen Medien zeigt sich eine andere Seite: Vor allem Anhängerinnen und Anhänger der AfD und einer eigentlich bedeutungslosen freien Wählgemeinschaft versuchen, die Kompetenz beider Kandidaten pauschal infrage zu stellen.
Dass der Kandidat der AfD, ein Verwaltungsbeamter, nicht in die Stichwahl gekommen ist, wird dort als verpasste Chance bedauert. Er sei unabhängig und könne in Minden aufräumen, heißt es. Doch solche Narrative sind gefährlich: Denn hinter vermeintlicher Unabhängigkeit steht eine Partei, die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft ist. Wer hier von Aufräumen spricht, meint oft nicht konstruktives Gestalten, sondern ein ideologisch motiviertes Zerstören demokratischer Strukturen und mühsam erarbeiteter Kompromisse.
Es ist das gute Recht (und eine Pflicht), die Kandidaten kritisch zu befragen und ihre Fähigkeiten zu diskutieren. Aber es ist eine bewusste Verzerrung, Lehrerinnen und Lehrern pauschal politische Kompetenz abzusprechen und sie als „Schulmeisterchen“ zu diskreditieren. Denn die an Schulen tätigen Pädagogen sind angesichts der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung der vergangenen drei Jahrzehnte häufig viel dichter an der Lebenswirklichkeit dran, als ein Sachbearbeiter in seinem Verwaltungsbüro. Gerade wer jahrelang in Schule Verantwortung trägt, wie das bei beiden Kandidaten der Fall ist, Konflikte löst und Generationen bildet, bringt Fähigkeiten mit, die in einer Stadtspitze gefragt sind: zuhören, vermitteln, führen.
Die Stichwahl ist keine Bühne für die Selbstinszenierung einer rechtsextremen Partei und ihrer Mitläufer, sondern eine Entscheidung darüber, wem die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Minden ihre demokratische Zukunft anvertrauen. Und das ist mehr als eine Randnotiz in sozialen Netzwerken – es ist ein klares Bekenntnis zur Mitte der Gesellschaft.